Das Berner Ressourceninventar - Ressourcenrealisierung und Ressourcenpotentiale



Die folgenden Informationen, insbesondere die Fragebögen, wenden sich an psychologische und psychiatrische Fachkollegen, die daran interessiert sind, die Fragebögen für ihre Diagnostik oder Qualitätssicherung zu nutzen.

Die kurze und sehr bündige Zusammenfassung der Kernaussagen der Konsistenztheorie ist der Einleitung des weiter unten zitierten Artikels entnommen. Eine ausführlichere Darstellung der Theorie und der Rolle von Ressourcen im Rahmen dieser Theorie sind im Dissertationstext zu finden.

Falls Sie die Fragebögen für Ihre Praxis oder im Rahmen eines Forschungsprojektes nutzen wollen, finden Sie die notwendigen Angaben zur Fragebogenauswertung in der Dissertation (Skalenbildung, Vergleichsstichproben, Hinweise zur Interpretation der Werte).

Eventuell möchten Sie Ihre Erfahrungen mit den Fragebögen mit anderen Kollegen teilen. In diesem Falle steht Ihnen das Gästebuch zur Verfügung, um Erfahrungen, Ergebnisse Ihrer Forschung oder anderes dort für andere zur Verfügung zu stellen.



Trauben und Melonenesser

Die Konsistenztheorie

"Die Konsistenztheorie psychischen Funktionierens von Grawe geht davon aus, dass psychische Störungen entstehen, wenn eine Person in gravierender Weise nicht mehr in der Lage ist, ihre Grundbedürfnisse nach Kontrolle, nach Selbstwerterhöhung, nach Bindung oder nach Lusterleben zu befriedigen. Motivationale Inkongruenz wird verstanden als das Maß, in dem eine Person Wahrnehmungen entgegen ihren motivationalen Zielen (als individueller Ausdruck der Grundbedürfnisse) macht. Grundsätzlich motiviert uns ein geringes Ausmaß an Inkongruenz dazu, etwas Neues auszuprobieren, neue Erfahrungen zu machen, zu lernen. Ein zu hohes Ausmaß an Inkongruenz hingegen gefährdet in grundlegender Weise die psychische Konsistenz (das geordnete Zusammenspiel psychischer Prozesse). Die psychische Energie ist nun darauf gerichtet, die psychische Konsistenz zu schützen; spontan auftretende (maladaptive) Ordnungsmuster führen zu einer Entlastung des Systems und werden so differentiell verstärkt. Eine Panikattacke - so beängstigend das Erleben für die Person ist - führt zu einer geordneten Wahrnehmung - Angst - und zu einem klaren Handlungsimpuls - Vermeiden. Ein zu hohes Inkongruenzerleben fördert somit die Entstehung psychopathologischer Symptome - und verhindert gleichzeitig den eigentlichen motivationalen Zweck: die Motivation zum Erwerb neuer Fähigkeiten und Bereitschaften, also den Erwerb neuer Ressourcen."

Download der Dissertation

Die Fragebögen

Zur Überprüfung wesentlicher Annahmen der Theorie und Annahmen für die psychotherapeutische Praxis wurden Messinstrumente entwickelt. Erfasst werden sollte z.B. das Inkongruenzniveau von Patienten (INK, veröffentlicht im Hogrefe Verlag).
Der Fragebogen zur Erfassung der Ressourcenrealisierung aus Sicht der Patienten (RES) stellt eine Alternative zur Erfassung des aktuellen Kongruenzerlebens der Patienten in acht Perspektiven dar: Wohlbefinden, Selbstwerterleben, Positives Selbstbild, Sinnfindung, Soziale Unterstützung, Krisenbewältigung, aktuelle Stressbewältigung und gegenwärtige Beziehungen.
Eine neunte Skala erfasst das erinnerte Erleben einer positiven Bindung in der Kindheit und Jugend und wurde insbesondere zu Forschungszwecken entwickelt.
Beide Fragebögen (mit acht oder mit neun Skalen) können heruntergeladen werden.

Aus der Fremdeinschätzungsperspektive sollen Ressourcenpotentiale erfasst werden. Diese Fragebögen wurden theoretisch und praktisch unabhängig vom RES entwickelt.
Fähigkeiten der Patienten können aus der Sicht naher Angehöriger und der Therapeuten erfasst werden. Empirisch unterscheiden sich die Einschätzungen zum einen durch eine deutlich pessimistischere Einschätzung der Patientenressourcen durch die Therapeuten. Zum anderen zeigten sich Unterschiede in der prädiktiven Validität: die Therapeuteneinschätzungen sagten Prozessmerkmale der Therapie vorher, waren aber vom Therapieergebnis unabhängig. Die Einschätzungen naher Angehöriger hingegen eigneten sich zur Vorhersage der Therapieergebnisse.
Ausführliche Ergebnisse zur Konstruktvalidität finden sich in der Dissertationsschrift. Auch Vergleichswerte mit klinischen und nicht-klinischen Stichproben und die notwendigen Informationen zur Auswertung der Fragebögen sind in der Dissertation.
Normwerte liegen aktuell nicht vor.

Kurzversionen der Fragebögen wurden durch Daniel Regli und StudentInnen der Universität Bern entwickelt und können dort angefragt werden.






Download des RES
(9 Skalen)


Download des RES
(8 Skalen)





Download des REF-F (m)

Download des REF-F (w)

Download des REF-T (m)

Download des REF-T (w)

Literatur

Ausschnitt aus Trösken, A. & Grawe,K. (2004). Inkongruenzerleben aufgrund brachliegender und fehlender Ressourcen: Die Rolle von Ressourcenpotentialen und Ressourcenrealisierung für die Psychologische Therapie. Verhaltenstherapie & psychosoziale Praxis, 36, 51-62.


Abbildung: "Trauben- und Melonenesser" von B.E. Murillo; zit. nach Trösken (2002, Druckversion).

© 02/2010